2021 - Ein Traditionsunternehmen in der 4. Generation

Sehr geehrte Kunden:innen und Leser:innen

Ich bin sehr stolz unser traditionelles Unternehmen nun in der 4. Generation mit Respekt vor den Angestellten und dem Handwerk weiter zu führen. Wir haben es uns schon länger auf die Fahne geschrieben, dem Facharbeitermangel entgegen zu wirken. Wir sind zudem sehr dankbar, dass es unsere Branche in dieser schlimmen Zeit nicht so hart getroffen hat und wir überhaupt arbeiten dürfen.

Die Zeiten haben sich mittlerweile stark verändert, heutzutage beschließt der Angestellte für welches Unternehmen er seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt und wo er sich am wohlsten fühlt. Wir wollen keine hohe Frequenz von ständig wechselnden Personal. Wir bauen auf Fairness, Vertrauen, Loyalität und Menschlichkeit.

Leider kommt es uns immer mehr zu Ohren, das es vielen Unternehmen an Fachpersonal mangelt, keine Auszubildende sich bewerben oder sogar nicht mehr ausgebildet wird. Die Zahlen der Ausbildungsbetriebe bei der Handwerkskammer sind erschreckend rückläufig.

Wo führt das alles am Ende hin? Haben wir bald nur noch Betriebe die keine Innungsmitglieder mehr sein wollen und sich dem Tariflohn entziehen können? Betriebe die nur einen Mindestlohn zahlen können und wollen? Nur noch Betriebe die keinen regionalen Standort mehr haben? Betriebe die nur noch ein paar Altgesell:innen haben und der Rest besteht aus Hilfsarbeiter:innen und dann vielleicht auch noch auf 450,- Basis? Betriebe die Ihre Mitarbeiter:innen unter Druck setzen und ausnutzen?

Es ist kurz vor zwölf und in unseren Augen haben wir die Aufgabe schlimmeres zu vermeiden.

Was bedeutet es heutzutage Ausbilder zu sein? Verantwortung unserer Jugend und unserer Gesellschaft gegenüber. Langfristig und Nachhaltig denken, denn die Jugend wird doch mal unsere Rentenbeiträge einzahlen müssen und am liebsten auch wollen, für eine vorherige Generation, welche sie am besten nicht im Stich gelassen hat. Leider ist der Fachpersonalmangel nicht nur bei uns spürbar, es gibt sehr große Probleme an unseren Berufsschulen, es gibt kaum noch Lehrkräfte oder Mittel diese zu bezahlen, auch die Digitalisierung ist eine absolute Vollkatastrophe. Was können wir als mittelständisches Unternehmen dagegen tun? Wir müssen das doch irgendwie alle auffangen können!?

Unsere ersten Ideen entstanden schon vor dem letzten Jahr und unsere Handlungen sind die folgen.:

  • Erstellung von Lerngruppen unserer Azubis des jeweiligen Ausbildungsjahres.
  • Von uns subventionierte leistungsstarke Notebooks für die erforderlichen Zeichenprogramme, für Auszubildende mit schwächerem Finanziellen Background.
  • Eröffnung eines Arbeitsklassenzimmers im Betrieb.(In Planung)
  • Jeden Monat ein Übungsfreitag, (geleitet vom 3.Lehrjahr) um die traditionelle Tischlerkunst, welche leider im Alltagsgeschäft auf der Strecke bleibt, zu fördern.
  • Ständiger Austausch zwischen Kreishandwerkerschaft und der Berufsschule.
  • Einfach das Gefühl vermitteln, da ist jemand, der glaubt an mich, dem bin ich nicht egal.
  • Anschaffung einer kleinen Lehr-CNC-Fräsmaschine

Für uns ist es natürlich erstmal rein wirtschaftlich gesehen, kontraproduktiv. Wir haben Momentan mit 9 Auszubildenden, die meisten im Vergleich zu anderen Betrieben und wir nehmen auch immer wieder zurückgewiesen oder im Stich gelassen Seelen auf und bemühen uns selbstbewusste junge Tischler:innen auszubilden. Es verlangt uns schon sehr viel Einfühlungsvermögen, Zeit und Geld ab, dieses alles umzusetzen, aber wir sind angewiesen auf eine motivierte Jugend und die ist heutzutage schwer zu finden. Dazu kommt, alle möglichen Materialien werden schwerer, alle wollen Einbruchschutz, Schall- und Wärmedämmung. Wir wollen keinen Gesellen alleine auf die Baustelle schicken, uns ist die Gesundheit jedes einzelnen sehr wichtig, alle schweren Teile werden min. zu zweit getragen, das ist bei uns Gesetz.

Uns liegt es sehr am Herzen, unser Mitarbeiter:innen zu motivieren, sie an uns zu binden und sie jeden Tag glücklich und zufrieden in den pünktlichen Feierabend zu schicken, damit sie gerne am nächsten Morgen, für Jahre, wieder kommen. Mir persönlich ist es nicht wichtig, die neuste Luxusklasse zu besitzen oder mich in Markenkleidung zu hüllen.
Ich möchte einfach nur, bescheiden weiter leben können, dass meine Angestellten zufrieden sind und Ihre Rechnungen bezahlen können und für weitere betriebliche Investitionen eine gewisse Rücklage bilden.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal demütig bei all unseren verständnisvollen und unterstützende Kunden bedanken und ich hoffe auf weitere Zusammenarbeit, auch wenn wir leider gezwungen sind in Zukunft unsere in der Vergangenheit sehr niedrig gehaltenen Stundensätze, zu erhöhen. Zudem müssen wir natürlich leider auch unsere aktuell gestiegenen Materialkosten an unsere treuen Kunden weiterreichen.

Wir können Ihnen dadurch weiterhin in Zukunft reklamationsarme, qualitative hochwertige Tischlerarbeiten gewährleisten, denn wir glauben an unser Konzept, was wir über die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter:innen und den vielen Bewerbungen als Tischlergesell:innen und Auszubildende ableiten.

Björn Weidemann

Björn Weidemann | Inhaber & Tischlermeister